Beiträge aller acht Finalisten waren preisverdächtig
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Eupen. – „101 Jahre Ostbelgien – Wie belgisch sind wir?“ fragte sie. Obwohl sie erst vor 13 Jahren aus Deutschland zugezogen ist, kennt sie fast alle Klischee, die es im Vergleich zwischen Ostbelgiern und „den anderen“ Belgiern gibt, bestätigten die Lacher im Publikum. Ostbelgien ist sehr belgisch, ihr Resümee. Und hätte Belgien nicht die Ostbelgier, dann wäre Belgien bedeutend kleiner.
Witzig, selbstbewusst vorgetragen, auf den Punkt gebracht war auch die Rede von Mariah Leyens aus Schoppen. Die Jury belohnte sie mit dem dritten Platz. „Lebendige Sprache: Genderst du schon oder sprichst du noch“ war ihr Thema – ein Thema, das die Gemüter bewegt. Sehr persönlich, sehr deutlich, in klar nuancierter Sprache sagte sie ihre persönliche Meinung. Schickte Fragen ins Publikum. Sorgt eine gendergerechte Sprache nicht für Verwirrung? Leiden unter gendergerechter Sprache nicht Verständnis und gute Lesbarkeit. „Stellen sie sich einen dicken Roman komplett durchgegendert vor“, so Mariah Leyens. „Engländer und Amerikaner würden uns für verrückt erklären.“ Gendering sei nicht die Lösung für die Diskriminierung der Frauen, so ihr Resümee.
Viel Applaus gab es auch für die fünf weiteren Redner. „Oma Umweltsau und ihr veganes Enkelkind: Spaltet Greta die Gesellschaft?“ fragte Kristina Pankert aus Eupen. Anschaulich beschrieb sie ein Familienessen, zu dem die Oma ihren sonst so beliebten Sauerbraten beiträgt und ihr Enkel sie anschreit. Kristina Pankert gibt Tipps für die Lösung des Problems: gegenseitiger Respekt, Kommunikation, einander zuhören.
Kathrin Haas aus Rodt war mit ihrem Thema schon bei der Fußball-WM 2022 in Katar. „WM 2022 – Sklaven 0:1 Katar“.
Ihr Vorwurf: 1,8 Millionen Menschen schuften unter unmenschlichen Bedingungen und für einen Hungerlohn, bauen Fußballstadien in Katar.
Die FIFA störe das nicht. „Es geht nur um Geld“, so Kathrin Haas. „Können Sie diese WM mit gutem Gewissen schauen?“, lautete ihre Frage ans Publikum.
Berie Wangata-Membo aus Baelen stellte die Frage „Black Lives Matter – Really?“ Wie Menschen mit einer dunklen Haut sich fühlen, nicht nur in Amerika, konnte sie aus eigener Erfahrung berichten. „Wenn ich das Wort Neger höre, kribbelt es mir am Rücken entlang, ich atme schwer.“ Ihr Appell: Wir müssen miteinander reden, nicht übereinander.
Als erste Rednerin war Mayra Paquet aus Alfersteg auf die Bühne gekommen. Wer hätte da nicht an Lampenfieber gelitten. Ihr Thema „Katholische Kirche im 21. Jahrhundert: Keine Priesterinnen und Segnung nur für Heteros“ ist wohl auch ein Thema, zu dem es nicht viel Neues zu sagen gibt. Letzter Redner war Tom Ernst aus Raeren, mit dem ernsten Thema „Volkskrankheit Burn-Out: Wer schafft das noch?“. Systematisch hatte er seine Rede aufgebaut, sachlich fundiert. Sein Resümee: Medizin könne eine Diagnose geben. Für weiteres ist die Gesellschaft zuständig. Mit seiner Rede gewann Tom Ernst den Publikumspreis.
Weitere Bilder vom Finale der Rhetorika: http://www.grenzecho.net
(Quelle: Grenzecho)
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