Ostbelgien. – Essgewohnheiten, Abläufe, Trainingsroutinen: Es gibt viele Stellschrauben, an denen sich drehen lässt, damit es einem besser geht. Biohacker treiben die Selbstoptimierung des Körpers auf die Spitze. Was machen diese Menschen anders?
Der US-Amerikaner Mark Moschel schrieb dazu einmal: «Was Biohacker vom Rest der Selbstoptimierungswelt unterscheidet, ist ihr systemischer Zugang zu unserer eigenen Biologie.»
Es gehe darum, die «absolut beste Version» von sich selbst zu sein – und dafür muss man ausprobieren: Was tut einem gut, was nicht? «Beim Biohacking geht es darum, sich die Hände schmutzig zu machen und von seiner Erfahrung zu lernen», so Moschel.
Das körpereigene Programm ändern
Der Sportmediziner Wilhelm Bloch umschreibt es so: Man versucht – ähnlich einem Hacker, der ein Computerprogramm verändern will – das körpereigene Programm durch Reize zu verändern.
Bloch setzt sich an der Deutschen Sporthochschule in Köln mit funktioneller Genomik auseinander: «Der Mensch hat eine Hardware, die Gene, die auf eine bestimmte Art und Weise funktionieren», erklärt er. Durch Reize werden Gene an- oder ausgeschaltet oder in einen anderen Funktionszustand versetzt. Bloch schaut, was bestimmte Stimuli auslösen, etwa eine Fastenkur bei intensivem Sport.
Seine Ernährung umstellen, in der Höhe trainieren gehen, die Intensität seiner Sporteinheiten ändern, weniger oder mehr schlafen als gewohnt: All das kann nachhaltig das System verändern, so fasst es Bloch zusammen. «Es gibt viele Reize.»
Dennoch hat er ein Problem mit Biohacking: «Unter diesem Begriff wird extrem viel zusammengefasst – und für vieles fehlt die Evidenz.» Also der Nachweis, ob und was das am Ende wirklich bringt. Zum Beispiel bei bestimmten Pflanzenstoffen und Nahrungsergänzungsmitteln (sogenannten Nootropika), welche angeblich die geistige Leistungsfähigkeit steigern sollen.
Mit Plan zu besserem Schlaf
Einer, der Biohacking auf die Spitze treibt, ist Andreas Breitfeld. Schlafanalyse, Sauerstoffkammer, Infrarotlicht, Eisbaden, Meditation – der Mann, der in München ein «Biohacking-Lab» hat, kennt eine Menge Selbstoptimierungs-Tools. Manche davon kosten Tausende Euro. Doch Breitfeld kennt auch einfache und kostenlose «Biohacks».
Um chronischen Stress zu reduzieren, sei zum Beispiel guter Schlaf unheimlich wichtig, sagte Breitfeld bei einem Workshop auf der dieses Jahr nur online stattfindenden Sportartikelmesse Ispo.
Seine Tipps für bessere Nächte: Man sollte planen, wann man ins Bett geht, und spätestens drei Stunden vorher die letzte größere Mahlzeit zu sich nehmen. «Wer direkt vorher isst, schläft nicht gut.»
Trinkt man gern einmal ein Gläschen Wein, sollte man das lieber am späten Nachmittag statt abends machen, damit der Körper den Alkohol bis zum Schlafen abbaut.
Gut sei auch, wenn man ein bis zwei Stunden vor dem Schlafengehen nicht mehr ins Smartphone starrt oder TV schaut. Das blaue Licht der Bildschirme «kille sonst ein bisschen die Melatonin-Produktion», wie es der Experte für Biohacking ausdrückt. Melatonin wird umgangssprachlich als Schlaf-Hormon bezeichnet.
Die Elemente beeinflussen sich
Am Ende gehe es bei Biohacking darum, die Kontrolle über die eigene Biologie zurückzugewinnen und diese bestmöglich für sich arbeiten zu lassen, sagte der Buchautor und Biohacker Max Gotzler während des Ispo-Workshops.
Es gehe um Elemente wie Ernährung, Bewegung, Umwelt und Erholung und die Erkenntnis, dass eine Änderung bei einem der Elemente die anderen beeinflussen könne – zum Guten wie zum Schlechten: «Chronischer Stress verschlechtert fast alles.»
(Quelle: dpa)
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