Kurier-Journal

Generationsbrücke schafft Glücksmomente

Das Miteinander zwischen alten und jungen Menschen fördern

(Fortsetzung von Seite 1)

Bütgenbach. – Die Kinder gehen problemlos mit den alten Menschen um, helfen, wenn es notwendig ist. Die Gebrechen der Senioren treten in den Hintergrund. Einige Kinder besuchen auch außerhalb der monatlichen Gruppentreffen die Senioren. Es entwickeln sich Freundschaften, und jeder freut sich Tage vorher schon auf das nächste Treffen.

„Sehen Sie sich doch die Gesichter der Kinder und Senioren an, wie sie sich freuen“, sagt die Schulschöffen. Glücksmomente schaffen, das ist das Ziel dieses Projektes. „Wenn man die strahlenden Augen sieht, weiß man, dass das immer wieder gelingt“, so Viviane Scharres. „Aus dem anfänglichen Herantasten ist mehr und mehr Verbundenheit geworden, und das von beiden Seiten.“

Glücksmomente – das ist es, was die Generationsbrücke schaffen will. Für alte und pflegebedürftige Menschen, aber auch für die Kinder, unterstreicht die Schöffin. Was nach einer kleinen Idee klingt, kann Großes bewirken und wird immer wichtiger. Denn der demografische Wandel ist eine der größten Herausforderungen, vor denen die Gesellschaft in den kommenden Jahrzehnten stehen wird. Eine Entwicklung, mit der die Gesellschaft umgehen muss. Wichtig ist dabei, dass die beiden Endpunkte der Pyramide den Kontakt zueinander nicht verlieren. Die Generationsbrücke schafft deshalb Begegnungen zwischen den Jüngsten und Ältesten in Ostbelgien – mit Erfolg und einem Mehrwert für beide Seiten.

Bevor die Kinder die alten Menschen im Seniorenheim Bütgenbach besuchten, wurden sie in der Schule von den beiden Lehrpersonen Patrick Lorreng und Sabine Habsch darauf vorbereitet. Wichtig ist: Die Kinder sind nicht da, um etwas für die Bewohner zu tun, vielmehr sind sie mit ihnen gemeinsam aktiv. Es wird gesungen, gespielt, gebastelt und erzählt. Auf diese Weise entstehen Wertschätzung, Verbundenheit und Freude für die Kinder, aber auch für die Alten, betont Jennyfer Thunus aus Gueuzaine. Die 44-jährige Verantwortliche des Reaktivierungsteams des Seniorenheims betont den Beitrag, den die Schulkinder mit diesem Projekt für die Gesellschaft leisten. „Das Miteinander“ steht im Vordergrund beim Bau der Brücke zwischen den Generationen.

„Es geht nicht um einmalige, sporadische Besuche, sondern um regelmäßige Begegnungen, bei denen wirklich Beziehungen entstehen können“, betont Jennyfer Thunus. „Junge und alte Menschen lernen voneinander. Die alten Menschen profitieren von der Abwechslung im Heimalltag und von der Atmosphäre, während die Kinder die Gebrechen der alten Menschen kennenlernen.“ Jung und Alt sollen sich auf der Herzensebene erreichen. „Das Lächeln, das sie einander schenken, macht Freude.“

Da der Besuch im Altenheim für viele Kinder gleichzeitig ihre erste Begegnung mit pflegebedürftigen alten Menschen ist, werden ihnen altersgerecht Kenntnisse über Pflegebedürftigkeit, Demenz und das Leben im Heim vermittelt, betonten die Lehrpersonen.. Sie erhalten praktische Hilfestellung für die Besuche bei den Senioren und erfahren so manches über den Ablauf. Das erleichtert ihnen den Kontakt und hilft, eventuell vorhandene Berührungsängste abzubauen.

Die 95-jährige Heimbewohnerin Netta Boemer-Sünnen hatte die Tränen in den Augen. „Wie schön, dass die Kinder zu uns alten Menschen kommen, um mit uns zu singen.“ Margarethe Schumacher hörte den Kindern aufmerksam zu, als sie davon erzählten, wie sie den Advent erleben. „Meine Schuhe waren zu klein. Ich musste bis Weihnachten warten, denn größere Schuhe bekam ich erst vom Christkind, auch wurde der Weihnachtsbaum erst am Heiligabend aufgestellt und mit echten Kerzen dekoriert“, erzählte die 84-Jährige eindrucksvoll. Andere Senioren erzählten von den Weihnachtserfahrungen zurzeit der Ardennenoffensive im Kriegswinter 1944-1945. Die Kinder lauschten aufmerksam zu, um dann wieder einzustimmen in das gemeinsame Lied: „Wir tragen Licht in die Dunkelheit, Freude und Hoffnung in die Welt.“

(Lothar Klinges)

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