Kurier-Journal

Netzwerk Natur Referat

Natur als Helfer bei Hochwasserschutz

St.Vith.– Hochwasser bedeutet im Grunde „nur“ eine Bedrohung für den Menschen. Alles andere „Natürliche“ kann mit Hochwasser umgehen. Tierpopulationen werden nicht daran sterben, auch wenn einige wenige Tiere den Fluten zum Opfer fallen. Entwurzelte Bäume, Erdrutsche und abgegangene Berghänge entwickeln sich zu neuen Lebensräumen in einem ständigen Werden und Vergehen. Denn Naturräume befinden sich in einem ständigen Wandel, sie passen sich an und entstehen neu.

Für den Menschen ist die Situation eine andere. Unser Bedarf an Raum scheint ständig zu wachsen. Und so haben wir uns Lebensräume angeeignet, die „eigentlich“ Tabu waren. Dabei ist das, was wir an Raum benötigen im Grunde wenig „naturkompatibel“: wir leben nicht mehr in Höhlen und auch nicht auf Bäumen. Zelte oder vorübergehende Behausungen sind für die vielen Milliarden auch keine Option. Also bauen wir, versiegeln, dehnen unsere Siedlungen aus wie Tintenkleckse. Und verlieren dabei den Bezug zu den natürlichen Gegebenheiten. Immer bessere Techniken haben uns immer neue Lebensräume erschließen lassen, wir haben uns die Natur zum Untertanen gemacht.

Doch manchmal werden wir mit unseren eigenen Grenzen konfrontiert. Eine solche Situation ist Hochwasser. Auch hier hat der Mensch für die meisten Ereignisse Lösungen gefunden: Hochwasserwände in Köln (und anderswo) sind ein beredtes Zeugnis.

Was aber, wenn es so kommt wie im Juli 2021? Für uns besonders eindrücklich sind die Bilder aus dem Wesertal, von Ahr und Olef geblieben. Nicht vergleichbar, aber für die Betroffenen schlimm genug waren die Ereignisse in Schönberg und Ouren an der Our.

Was? Nur zwei Ortschaften? Dann können wir uns ja zurücklehnen. Mitnichten! Denn gerade im Hochwasserschutz gilt: Wer flussaufwärts lebt, hat denen flussabwärts gegenüber eine große Verantwortung. Und zwar auf eine Weise, die manchen vielleicht in Erstaunen versetzen wird. Bislang haben wir vor allem dafür gesorgt, dass das Wasser immer schneller abfließen konnte: Flussbegradigungen, Kanalisierung, Drainage. Jetzt scheint uns wichtig, bei Starkregen oder Überschwemmungen Rückhaltemöglichkeiten vorzusehen. Und das Prinzip stimmt. Es geht darum, den Fluss des Wassers zu verlangsamen. Aber nicht erst bei Starkregen und Hochwasser. Sondern von Beginn an. Indem wir dem Wasser Zeit und Gelegenheit lassen, langsam in den Boden einzudringen und bis in tiefe Erdschichten vorzudringen. Und indem wir ihm wieder Spielraum zur Verfügung stellen, sich auszudehnen.

Anstatt in erster Linie auf Ingenieurskunst zu setzen, werden immer häufiger naturbasierte Lösungen vorgeschlagen. Auch sie folgen physikalischen Gesetzen, arbeiten aber nicht gegen die Natur, sondern mit ihr. Und wer sie gezielt einsetzt, wird nicht nur die Hochwasserrisiken senken, sondern trägt dauerhaft zu einem verbesserten Wasserhaushalt bei, der auch bei Trockenheit eine größere Widerstandsfähigkeit aufweist und langfristig unsere Wasserreserven sichert. In diesem Kontext spielen Gehölze in der Landschaft eine übergeordnete Rolle.

Über diese Zusammenhänge wird am Mittwoch, den 14. Januar 2026 um 19.30 Uhr der Diplomgeologe Raimund Schüller im Auditorium der Bischöflichen Schule in St. Vith referieren. Er arbeitet seit Jahren als Selbstständiger in der Beratung von Kommunen und Behörden. Und er tritt mit aller Überzeugungskraft für die Erkenntnis ein: „Fest steht aufgrund der neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse, dass wir im Hinblick auf die anstehenden Klimawandelfolgen größer denken müssen als nur über Hochwasserrückhaltebecken zu reden. Das ist wieder mal nur Symptombehandlung und keine Ursachenbekämpfung.”

Das Netzwerk Natur freut sich, diesen fachkundigen und engagierten Referenten gewinnen zu können. Die Veranstaltung findet im Auditorium der Bischöflichen Schule St.Vith um 19.30 Uhr statt. Der Eintritt ist wie immer frei.

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