Stadt- und Pfarrbibliotheken Eupen
Eupen.– Mit der Wahl von Papst Leo XIV richtet sich die Aufmerksamkeit vieler Menschen – auch über die katholische Kirche hinaus – nach Rom. Im Zentrum steht die Frage, welche Veränderungen der neue Papst anstoßen wird. Dabei geht es nicht zuletzt um die katholische Sexualmoral. In vielen Ländern der nördlichen Hemisphäre spielt sie nur noch für eine kleiner werdende Gruppe eine Rolle. Der Theologe und Seelsorger Martin M. Lintner aus Brixen (Südtirol) nimmt diese Entwicklung in einem aktuellen Essay in den Blick. In seiner Arbeit begegnen ihm immer wieder Menschen, die sich im Bereich der Sexualität von der Kirche verletzt, unverstanden oder ausgeschlossen fühlen. Auch wenn viele von ihnen mit der Institution längst gebrochen haben, bleiben Enttäuschung und Kritik bestehen. Diese Haltung müsse ernst genommen werden, so Lintner. Papst Franziskus habe zwar neue Akzente gesetzt und eingeräumt, dass es der Kirche schwerfällt, dem Gewissen und dem persönlichen Urteilsvermögen ausreichend Raum zu geben. Doch warum dies so ist, erklärt Lintner mit einem Blick in die Geschichte. Er benennt die Schwierigkeiten klar und kommt zu dem Schluss, dass Intimität und Sexualität Ausdrucksformen der Liebe seien – geprägt von körperlichen und psychischen Bedürfnissen ebenso wie vom Wunsch nach emotionaler Nähe und Gemeinschaft. Offen bleibt für ihn die Frage, wann die katholische Kirche den Schritt von einer auf Verboten beruhenden Moral hin zu einer Liebesethik im christlichen Sinn konsequent und vertrauensvoll vollziehen wird.