Kurier-Journal

Neue Wege im Dunkeln

„Südlicht“ – Eine Anlaufstelle für sehbeeinträchtigte Menschen in Ostbelgien

(Fortsetzung von Seite 1)

Hinderhausen. – „Der Unterschied ist, dass dieser Organisation vor allem ältere Menschen angeschlossen waren, die zwar schöne, regelmäßige Treffen abhielten, die auch weiterhin stattfinden werden, aber nicht so aktiv in der konkreten Einbindung jüngerer Menschen in das soziale Leben waren. Trotzdem werden wir auch in Zukunft mit den ehemaligen Verantwortlichen zusammenarbeiten, die uns ihre volle Unterstützung zugesichert haben. Darüber sind wir natürlich sehr froh und dankbar“, erklärt Marina Schwall.

Bei einer weiteren Versammlung wurde Sarah Peiffer, die hauptberuflich im Büro eines Holzhallenbauunternehmens tätig ist und sich ehrenamtlich engagieren wollte, auf die Idee aufmerksam. Obwohl sie selbst in ihrem Umfeld keinen direkten Kontakt zu sehbeeinträchtigten Menschen hatte, war sie sofort begeistert. Kurz darauf gründeten die beiden die Blindenhilfswerk Süden Ostbelgien „Südlicht“ VoG. „Bisher lag der Fokus der Blindenhilfswerke in Ostbelgien größtenteils auf den Treffen der Betroffenen. Wir möchten aber vor allem eine Beratungsstelle sein, um zunächst die Personen mit den jeweiligen Diensten in Verbindung zu bringen.

Das sind teilweise sehr strapazierende Prozeduren, um die Krankheiten anerkannt zu bekommen“, erklärt Marina Schwall.

Ein weiterer Schwerpunkt ist die Integration betroffener Personen in den Alltag sowie in soziale Medien. „Ich möchte nicht, dass sich in Ostbelgien wieder jemand so verloren fühlt, wie es bei mir der Fall war“, sagt die Hinderhausenerin. „Auch ich dachte damals, dass mein Leben vorbei ist, aber das ist nicht der Fall. Mit der richtigen Unterstützung und den richtigen Hilfsmitteln kann man den Alltag doch sehr gut bewältigen. Das möchten wir für jeden Betroffenen erreichen, auch wenn man immer auf Hilfe angewiesen ist.“ Offiziell gelten in Ostbelgien rund 200 Menschen als sehbeeinträchtigt. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen, da sich viele nicht bei der DSL melden und oft nicht wissen, wie sie mit ihrer Situation umgehen sollen. Auch für Angehörige von Betroffenen möchten sie eine Anlaufstelle sein: „Wir bieten Angehörigen gerne ein offenes Ohr – sei es für unverbindliche Informationen oder andere Formen der Unterstützung.“

Marina Schwall besuchte auch bereits Messen, etwa in Frankfurt oder Paris, sowie Fachseminare, um sich über technische Hilfsmittel für sehbeeinträchtigte Personen auf dem neuesten Stand zu halten. In Zusammenarbeit mit dem Ministerium soll eine Liste erstellt werden, die besonders hilfreiche Geräte aufzeigt – von speziellen Handys über Diabetesgeräte bis hin zu Küchengeräten mit Sprachfunktion. Da solche Hilfsmittel oft sehr kostspielig sind, ist man auf Unterstützung durch die DSL oder auf Spenden angewiesen. Bei bestätigter Erkrankung könnte die DSL künftig bis zu 90% der Kosten übernehmen. Die genauen Bestimmungen zur finanziellen Förderung der neuen VoG müssen allerdings noch beschlossen werden. „Wir haben aber schon viele andere Ideen, wie wir die nötigen Mittel aufbringen können – zum Beispiel über Spendenessen oder durch Firmen, die solche Produkte herstellen und bereits Interesse an der Unterstützung von Infotagen signalisiert haben“, so Marina Schwall.

Ein weiteres zentrales Thema ist die Mobilität: Während sich sehbeeinträchtigte Menschen ihre gewohnte Umgebung gut einprägen können, sind sie im ländlichen Raum oft auf Mitfahrgelegenheiten angewiesen. Hier könnte das Modell der Krebshilfe mit ihrem Fahrdienst als Vorbild dienen.

Nicht zuletzt ist die Sensibilisierung der Gesellschaft ein Anliegen: „Viele verstehen nicht, dass es sehr unterschiedliche Seherkrankungen gibt, die aber oft in einen Topf geworfen werden – obwohl es ganz unterschiedliche Ansätze der Unterstützung braucht“, betont Marina Schwall.

Wer sich selbst im Blindenhilfswerk „Südlicht“ engagieren möchte, beispielsweise in Form eines Fahrdienstes, kann sich bei Marina Schwall unter 0470/945 473 oder per E-Mail unter suedlicht.blindenhilfswerk@gmail.com melden. Auch über Spenden freut sich die Organisation: BE68 7310 6756 6434.

(Quelle: GrenzEcho)

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