Kurier-Journal
Westend61

Wie tolle Mode- und Objektfotos gelingen

Experten-Tipps

Das schöne Sommerkleid perfekt ablichten. Für sich als Erinnerung, aber vielleicht auch, um es auf einer Onlineplattform zu verkaufen.

Die meisten Hobbyfotografen zücken direkt ihr Smartphone und schießen spontan ein paar Fotos. Wer aber wirklich gute Bilder anfertigen möchte, sollte sich Zeit nehmen und diese Experten-Tipps beherzigen.

Für Profifotograf Joachim Baldauf ist bei Modefotos der entscheidende Punkt, dass man die Kleidung versteht, die man ablichtet und sich schon vorher darüber Gedanken macht.

„Dazu gehört auch, was die Mode und später das Foto ausdrücken soll“, sagt er.

Ein rotes Kleid beispielsweise besitze eine gewisse Symbolkraft, bedeute aber für jeden Betrachter und jede Betrachterin etwas anderes. Will heißen: „Ein gutes Modefoto besitzt mehrere Ebenen, sichtbare und unsichtbare, und berührt den Betrachter.“

Modefotos müssen Gefühl

und Stimmung transportieren

Die große Kunst bestehe darin, Mode so zu fotografieren, dass Gefühl und Stimmung aufkommen. „Gute Modefotografie ist ein Porträt-Foto mit Mode garniert“, sagt Baldauf. Wichtiger als die Technik ist für Joachim Baldauf daher die Umsetzung der Idee: „Der Umgang mit der Idee macht den Unterschied zwischen guten und schlechten Fotos, nicht alleine die Technik.“

Ähnlich sieht es Produktfotograf Tim Rill. Er rät Neueinsteigern nicht direkt zu einer teuren Profikamera. „Die beste Kamera ist die, die man dabei hat“, sagt er. „Das ist oftmals das Smartphone.“

Wichtiger als die Ausstattung sei das Verständnis für Fotografie und viel Übung. „Neben den klassischen Regeln zum Bildaufbau wie dem Goldenen Schnitt oder der Drittel-Regel zählt in der Produktfotografie das Arbeiten mit Licht“, sagt Rill.

Licht und Schatten schaffen

die schönsten Produktfotos

Da die meisten Produkte in Innenräumen oder gar in einem Studio fotografiert werden, sei die Arbeit mit Kunstlicht, Reflektoren und Abschattern wichtig. Woher komme das Licht, wie wirft das Objekt Schatten?

„Fotografen sollten bei den zu fotografierenden Produkten wissen, wie sich Licht und Schatten auf dem Objekt verhalten. Nur dann entstehen hinterher schöne Fotos“, meint Tim Rill.

Für einige Anwendungen reiche Fensterlicht, das könne je nach Wunsch über Reflektoren wie weißes Papier von einer Seite zurückgeworfen oder mit einem schwarzen Karton abgeschwächt werden. „Ich komponiere Licht und Schatten für jedes Objekt ganz individuell“, sagt Rill. Eine von der Kamera entkoppelte Lichtquelle erleichtere das Arbeiten.

Um das Umgebungslicht in einem Raum genau zu kontrollieren und Reflexionen auszuschließen, startet Rill auf seiner Digitalkamera mit einem schwarzen Bildschirm und fügt anschließend Kunstlicht hinzu.

Smartphone oder

Basis-Kamera?

Mit dem Smartphone fertigt Modefotograf Joachim Baldauf nur Schnappschüsse an. Anfängerinnen und Anfängern empfiehlt er eine digitale Kamera-Basis-Ausstattung, die nicht überfordert. „Wer Spaß an der Fotografie findet, kann immer noch seine Ausrüstung aufstocken“, meint er.

Als Gefahr beim Fotografieren mit dem Smartphone sieht Baldauf zum einen die Masse an Bildern und zum anderen die einfachen Möglichkeiten zum Nachjustieren über Filter und Beschneidungsfunktionen.

„Im Idealfall ist das Foto von Bildaufbau und Belichtung her so gut, dass es keiner Bearbeitung bedarf“, sagt Baldauf. Sein Rat für Hobbyfotografierende: Rausgehen, das Auge schulen, üben und fotografieren. Es gebe kein Falsch und kein Richtig.

Bei Verkaufsfotos

lenken Menschen ab

Übrigens: Bei reinen Produktfotos, etwa für Kleinanzeigen oder Internetmarktplätze, sollte das Kleidungsstück an einem Bügel vor einer weißen Wand oder einem weißen Schrank fotografiert werden.

„Menschliche Komponenten lenken vom Kleidungsstück ab und zeigen, dass es vorher getragen wurde. Das kann Interessenten abstoßen“, erklärt Baldauf.

Produktfotograf Tim Rill arbeitet dagegen häufig am Tisch mit einem Deko-Set, das er sich vorher gründlich überlegt. „Dabei muss das Produkt, der Hero, aber immer klar erkennbar sein und im Mittelpunkt stehen. Er muss der hellste Punkt auf dem Foto sein, weil sich das menschliche Auge immer am hellsten Punkt orientiert“, sagt Rill. Er tendiert daher zu wenigen Requisiten.

Echte No-Gos gibt es

bei Produktfotos nicht

Echte No-Gos bei der Fotografie gibt es für Rill nicht. Er findet es sogar manchmal spannend, wenn mit «Regelbrüchen» vermeintliche fotografische Grenzen durchbrochen werden: Selbst harte Schlagschatten seien nicht per se schlecht, heute sogar wieder modern.

Rill fotografiert ausschließlich vom Stativ aus, weil er dann vor dem ersten Schuss genau überlegen muss, in welchem Winkel das Objekt fotografieren werden soll.

„Dadurch muss ich mir die Komposition vorher genau überlegen. Das schult das Auge und spart hinterher Zeit beim eigentlichen Fotografieren“, erklärt er. Ganz gleich, ob es sich um ein schönes Sommerkleid oder um ein anderes Objekt handelt.

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