PR-Text: Vivant fordert angepassten Betreuungsschlüssel
Ostbelgien. – Der Kindergarten soll durch die pädagogische Betreuung die Entwicklung der Kleinkinder fördern. Damit dies in einer sicheren Umgebung mit der passenden Begleitung geschehen kann, bedarf es einer qualitativen, engen menschlichen Betreuung durch die Erzieherinnen, die während der Kindergartenzeit wichtige Bezugspersonen für jedes Kind werden. Eine vertrauensvolle Beziehung mit wertschätzendem Umgang ist existentiell für die Kinder. Offenheit, Geduld, Klarheit und Empathie seitens der Erzieherinnen sind hierfür die benötigten Voraussetzungen. Wenn die Kinder sich angenommen und sicher fühlen, können sie sich entfalten und zeigen den aufmerksamen Betreuungspersonen dadurch ihre Begabungen, Stärken und Schwächen.
In der Praxis gibt es jedoch meist große Kindergartengruppen mit zu wenigen Betreuungspersonen und es ist nicht möglich, eine verlässliche Beziehung zwischen Kind und Erzieherin herzustellen.
Aber auch die Gruppenzusammensetzung stellt alle Beteiligten vor eine Herausforderung.
So zum Beispiel, wenn nicht-deutschsprachige Kinder, Erstankommende Kinder genannt, in eine deutschsprachige Kindergartengruppe kommen. Diese Kinder brauchen eine engmaschige Betreuung, um sich zunächst einmal in der Schulumgebung zurechtzufinden und dann ihre Sprachfähigkeit auf ein gutes Deutsch-Niveau zu bringen. Sie sollen in der Kindergartenzeit komplett integriert werden, um den Wechsel in die Grundschule zusammen mit den anderen Kindern gut zu meistern.
Eine dritte Gruppe stellen die Kinder dar, die vorübergehend in einem der beiden Asylbewerberheime in der DG wohnen und in dieser Zeit einen deutschsprachigen Kindergarten besuchen. Sie sprechen kein Deutsch, kommen aus sehr unterschiedlichen familiären Hintergründen und unsere Kultur ist ihnen noch fremd. Daher brauchen sie besonders viel Zeit und Zuwendung, um sich zu orientieren und einzuleben, bleiben aber oft nur wenige Monate in einem Kindergarten, da die Familie wieder umziehen muss. Dies ist für die Kinder selbst sehr anstrengend, aber auch für die Betreuungspersonen, die alle paar Monate mit neuen Kindern ganz von vorne anfangen müssen. Ein Kindergartenalltag ist unter diesen Voraussetzungen kaum zu erreichen.
In den beiden Dekreten, die das Stellenkapital für die Kindergärten festlegen (Dekret vom 26. April 1999 und Dekret vom 31. August 1998), werden deutschsprachige und Erstankommende Kinder hier mit Stellen für Erzieherinnen berücksichtigt. Für die Kinder aus den Asylbewerberheimen sollte ebenfalls ein eigenes Stellenkapital bereitgestellt werden, damit die intensive Betreuung nicht auf Kosten der anderen Kinder stattfinden muss.
Durch einen günstigen Betreuungsschlüssel für alle Kinder gewinnen beide Seiten: Die Kinder fühlen sich besser aufgehoben und die Erzieherinnen können sich wieder auf das Wesentliche konzentrieren – die Beziehung zum Kind als Basis.
Die Vivant-Fraktion hat deshalb einen Resolutionsvorschlag an die Regierung der DG im Parlament hinterlegt, welcher darauf abzielt, den Betreuungsschlüssel und damit die Betreuungsqualität zu verbessern.
Wir hoffen diesbezüglich auf eine offene, unvoreingenommene und zielführende Diskussion im Parlament.
Michael Balter
Alain Mertes
Diana Stiel
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