Iveldingen-Montenau.- Letzte Woche hatte sich hoher Besuch in der Doppelortschaft Iveldingen-Montenau angekündigt: Die Jury des Europäischen Dorferneuerungspreises, bestehend aus den drei Juroren Peter Haider aus Salzburg, Frank Rose aus Sachsen und dem hiesigen Historiker Carlo Lejeune aus Hünningen, wollten sich vor Ort ein Bild von der Arbeit der Dorfgemeinschaft „Montingen“ machen.
Der Vorsitzende der Dorfgemeinschaft Roger Kohnen und Amels Bürgermeister Erik Wiesemes begrüßten alle Anwesenden. Kohnen erläuterte zu Anfang die Beweggründe, die dazu beigetragen hatten, überhaupt an einem solchen Wettbewerb teilzunehmen. Außerdem stellte er das Konzept seiner Mannschaft vor: „In der Grenzregion grenzenlos eins“.
Mit einem knapp halbstündigen von Annissa Rauw zusammengestellten Film wurde die Doppelortschaft erst einmal vorgestellt und dann die beeindruckende Arbeit der Dorfgemeinschaft in allen Facetten beschrieben.
Unterkünfte für Fledermäuse und Heinzeltelefon
Es wurde auf das Projekt „KNEP“ – Kommunaler Natur-Entwicklungsplan – eingegangen. Viele Montinger haben in Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen des Rechter Weihers entlang des Ravels Unterkünfte für Fledermäuse, Igel, Vögel und Insekten geschaffen. Außerdem wurden und werden noch zahlreiche Sträucher und Bäume gepflanzt und Blumenwiesen angelegt. Um Dorfbewohnern, die nicht mehr so mobil oder vielleicht gebrechlich sind, eine diskrete, schnelle und kostenlose Hilfe anzubieten, wurde die Idee des sogenannten „Montinger Heinzeltelefons“ ins Leben gerufen. Diese Hotline ist von 8 bis 20 Uhr besetzt und schickt auf Anfrage eine Helferin oder einen Helfer, sei es, um eine Glühbirne zu wechseln, Einkäufe zu tätigen, Schnee zu schippen usw. Niemand soll sich im Ort im Stich gelassen fühlen.
Auch über die Musik soll der soziale Zusammenhalt gefestigt werden: Die Band „ The Montibeats“ rockt nun die Doppelortschaft. Alternativ dazu stimmen neun Männer in einer Gesangsgruppe eher moderate Töne an.
Gartenfreunde tauschen nicht nur Wissen, sondern auch Pflanzen und Saatgut aus. Die Freude am Gärtnern soll sich von der älteren auf die jüngere Generation übertragen und somit althergebrachtes Wissen weitergegeben werden. Zudem wurde die Dorfzeitung „Montingen – Dorfnews“ vorgestellt, die alle Einwohner über das Geschehen im Ort auf dem Laufenden halten soll. Natürlich ist man auch auf Facebook präsent. Jung und Alt sollen mit ins Boot genommen werden.
Für die Dorfbegehung hatten die Verantwortlichen der Dorfgemeinschaft Elektrofahrräder gemietet und so stiegen die Juroren und alle anderen aufs Bike, um Montingen und Umgebung bei angenehmem Wetter zu entdecken.
Entlang des Ravels wurde nochmals auf das oben erwähnte Projekt „KNEP“ eingegangen. Vizepräsident Pascal Mertes erläuterte die Einbettung Montingens in die Landschaft und die dazu gehörenden Wiesen und Wälder. An einer anderen Stelle ging Bürgermeister Erik Wiesemes auf die Baustellenpolitik der Gemeinde Amel ein.
Sie bietet Bauwilligen die Möglichkeit, durch die Gemeinde erschlossenes Bauland preiswert zu erwerben. Die Gemeinde verkauft diese Baustellen zum Selbstkostenpreis. Es werden dadurch junge Familien in die Dörfer gelockt, was den Ort belebt. Somit soll dem Aussterben der kleinen Dörfer entgegengewirkt werden. Im Dorfzentrum wurde die Schule von Leiterin Claudia Zanzen vorgestellt. Besondere Sorgen bereiten den Montingern das leerstehende Kloster und die anliegende Pferderanch „Eifel Gold“.
Was wird aus diesen Gebäuden und den dazugehörenden Ländereien? Was geschieht, sollte ein großer Investor beides aufkaufen? Wird das einen Mehrwert für die Ortschaft mit sich bringen? Seit einiger Zeit wird seitens der Dorfgemeinschaft nach Lösungen gesucht. Leider bisher ohne Erfolg. Goldschmied Marc Siquet präsentierte die in der Nähe des Klosters im Wald befindliche Goldwaschanlage. Im 19. Jahrhundert wurde hier tatsächlich erfolgreich nach Gold geschürft und diese Vorrichtung soll auf anschauliche Weise an diese längst vergangenen Zeiten erinnern. Die letzte Station der Fahrradtour führte schließlich zum Haus der Krebshilfe, wo Liliane Müller-Parisse über Werdegang und Funktionsweise dieser wichtigen Einrichtung informierte.
Autarkie in Sachen Stromerzeugung gewünscht
Bevor man zum gemütlicheren Teil des Abends überging, wurde noch das Vorhaben der Gemeinde Amel erläutert, in Zusammenarbeit mit der Genossenschaft Courant d’Air einen Windpark zu schaffen und somit eine gewisse Autarkie in Sachen Stromerzeugung anzustreben. Das Projekt liegt jedoch derzeit auf Eis.
Ein erstes Fazit seitens der Jury war äußerst positiv. Die drei Juroren lobten durchweg die Initiativen und den Einfallsreichtum der Montinger. Sie zeigten sich angetan von dem professionell zusammengestellten Film, vom sozialen und ökologischen Engagement und nicht zuletzt von der Bereitschaft der Bewohner voneinander zu lernen.
Vizepräsident Pascal Mertes verspürte einen „bescheidenen Stolz“ im Angesicht dessen, was man schon alles im Ort erreicht und vor allen Dingen, wie man es erreicht habe. Nämlich durch die fleißige Mitarbeit ganz vieler Dorfbewohner gleich welchen Alters.
Auch Präsident Roger Kohnen konnte diesem Nachmittag und dem Dorfwettbewerb im Allgemeinen nur Positives abgewinnen.
„Nicht der Sieg ist das erste Ziel, sondern sich als Dorf weiterzuentwickeln ist das allerwichtigste!“
Ob die Doppelortschaft Montingen am Ende als Sieger hervorgehen wird, sei dahingestellt.
Angesichts all der lobenswerten Projekte und des wachsenden sozialen Zusammenhalts können sich die Dorfbewohner jedoch jetzt schon als große Gewinner fühlen.
(Quelle: Grenzecho – Foto: Albert Desenfants)
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