Kurier-Journal

Die Türkei: Brücke zwischen Europa und Asien?

Thema des Monats der Pfarrbibliotheken Eupen

Eupen. – Der Wahlkrimi in der Türkei ist zu Ende. Erstmals in seiner schon langen Amtszeit musste Präsident Recep Tayyip Erdogan in eine Stichwahl gehen. Der 69jährige hat sie knapp für sich entschieden. Er begann seine politische Laufbahn 1994 als Bürgermeister von Istanbul. 1999 war er wegen religiöser und rassistischer Hetze für vier Monate inhaftiert. 2001 gründete er die Gerechtigkeits- und Aufschwungspartei (AKP), deren Vorsitzender er ist. Von 2003 bis 2014 war er Ministerpräsident seines Landes. In einem Verfassungsreferendum wurde die Türkei in ein Präsidialsystem umgewandelt. Seitdem regiert Erdogan sein Land mit harter Hand, wechselndem Erfolg und eindeutig nationalistischem und islamistischen Kurs. Obwohl die Türkei Mitglied des westlichen Verteidigungsbündnisses NATO ist und ebenfalls für einen EU- Beitritt kandidiert, betreibt Präsident Erdogan außenpolitisch eine Schaukelpolitik zwischen West und Ost, die z. B. im Ukraine- Konflikt den Bruch mit Russland vermeidet und einer Erweiterung der NATO hinauszögert. In Syrien unterstützt er das grausame Assad- Regime, hat aber auch über vier Millionen syrische Flüchtlinge aufgenommen, die er allerdings gelegentlich ungeniert als Druckmittel gegen Europa benutzt. Nach beachtlichen Reformen, die besonders die Lage der Landbevölkerung erheblich verbesserten, steckt die türkische Wirtschaft heute in einer tiefen Krise. Aber, trotz galoppierender Inflation und einer sehr mangelhaften Bewältigung der die Türkei immer wieder heimsuchenden Naturkatastrophen, halten über 50 % der Türken Erdogan nach wie vor für den einzigen Politiker, dem sie ihre Zukunft anvertrauen können. In jedem Fall werden sowohl die europäische als auch die asiatische Welt weiterhin mit dem autoritären türkischen Präsidenten und seinen Widersprüchen rechnen müssen, die Einen zähneknirschend, die andern, in der Hoffnung über ihn die westliche Welt zu spalten.

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